Page 19 - Bildungslandschaften mit talentCAMPus entwickeln
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gar nicht in Berührung. Und hier merken sie ganz persönlich, dass Bildung Spaß macht – und lernen selbst dazu.
In diesem Projekt planten wir, die Eltern mit dem Videokonfe- renz-Tool vertraut zu machen, damit sie ihre Kinder zu Hause unterstützen können. Es gab ein Online-Quiz zum Thema Hundertwasser und aktivierende Methoden, damit die Eltern sehen, was für tolle Sachen man online machen kann.
● Welche unvorhergesehenen „Überraschungen“ gab es im Verlauf des Projekts?
Das Projekt „Friedensreich“ planten wir ursprünglich komplett als Online-Veranstaltung. Kurz vor den Ferien wurde dann je- doch klar, dass aufgrund der positiven Pandemie-Entwicklungen auch eine Teilnahme in Präsenz möglich sein würde. Die Kinder baten uns, das Projekt bitte in unserer Volkshochschule „Karl Mundt“ durchzuführen. Distanzteilnahme war kaum gefragt. Wir wollten das ermöglichen, also organisierten wir die Räume und die erforderliche Technik: Wir mieteten Laptops, Kameras und Headsets für alle. Am ersten Tag zeigte sich dann über- raschenderweise, dass einige zum ersten Mal an einem Com- puter saßen und viel Unterstützung brauchten. Hierfür muss- ten wir dann kurzfristig weiteres Personal einplanen, denn die zwei künstlerischen Workshopleiter*innen konnten so spontan nicht anreisen und standen nur online zur Verfügung. Ein Vater, der am ersten Tag seine Tochter vorbeibrachte, übernahm un- mittelbar die Computer-Anfänger-Gruppe. Er arbeitet selbst bei einem Bildungsträger und hatte Urlaub – was für ein Glück!
● Wie haben Sie es hinbekommen, darauf jeweils so schnell zu reagieren und eine Lösung zu finden?
Meine Erfahrung hat mir immer wieder gezeigt: Für jede Heraus- forderung gibt es Lösungen – irgendwie fügt sich alles. Spontan sprangen Eltern und Großeltern zur Unterstützung ein. Ich
habe ein perfektes Team und ein tolles Netzwerk hier vor Ort. Alle waren so flexibel und mit Begeisterung bei der Sache. Und am Ende hatten die Kinder und Jugendlichen eine richtig gute Woche mit schönen Ergebnissen, die wir den Eltern zum Abschluss in einem Videomeeting präsentiert haben. Manche Mütter und Väter sprachen uns später auf der Straße an und bedankten sich dafür, was ihre Kinder bei uns lernen durften.
Das Wichtigste ist wirklich, immer offen zu sein und niemals zu sagen: ‚Ich geb auf. Dazu bin ich zu alt‘ oder dergleichen. Das blockiert und nimmt einem den Blick auf Lösungswege.
‚Das schaffen wir nicht‘ zu sagen oder zu denken, war zu keiner Zeit eine Option für uns. Wir haben immer gefragt: ‚Wie kriegen wir das hin?‘ und eine Lösung gefunden.
● Was macht für Sie persönlich talentCAMPus aus?
Ich bin davon überzeugt, dass das talentCAMPus-Konzept ein- malig gut ist für alle. Viele Kinder nehmen immer wieder an unseren Projekten teil und wachsen daran. Ein ehemaliger Teil- nehmer leitet jetzt selbst ein Fahrrad-Projekt in der vhs. Das ist toll zu beobachten und macht mich stolz. Die Eltern, unsere Dozent*innen und Ehrenamtlichen machen ebenfalls gern im- mer wieder mit. Und aus der Stadtgesellschaft hören wir: ‚Das ist so toll, was ihr da für die Kinder macht!‘. Das freut uns na- türlich sehr. Man bekommt einfach so viel zurück.
Bild links: Karin Greßler, © vhs Suhl
Bild rechts: Teilnehmer*innen des Projekts „Friedensreich“ der vhs Suhl, © Michael Bauroth
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