Page 11 - Bildungslandschaften mit talentCAMPus entwickeln
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werden immer selbstbewusster, das können wir beobachten. Wir gehen bei den Angeboten stark auf die Wünsche und Be- dürfnisse der Kids ein und ändern auch mal recht spontan das Programm.
Nicht zu unterschätzen ist, dass die Kinder und Jugendlichen einfach mal Zeit für sich haben, dass sie keine Pflichten haben und zu Hause rauskommen. Für einige ist der talentCAMPus zu einer Art Freizeit-, Ausgleichs- und Schutz-Raum geworden. Wichtig ist uns ein niedrigschwelliger Zugang, die Kinder sollen nicht das Gefühl haben, zu etwas gezwungen zu werden. Bei uns melden sich die Kinder selbst an und entscheiden sich dafür, dass sie kommen möchten, nicht die Eltern.
● Im Jahr 2018 rückten die Themen Nachhaltigkeit und Kli- maschutz durch Greta Thunberg und Fridays for Future stark in den Fokus der öffentlichen Debatten. Wie hat sich das auf Ihre Projektarbeit ausgewirkt?
Nachhaltigkeit war bei uns auch vorher immer ein wichtiges Thema. Ganz niedrigschwellig, nebenbei und ohne zu belehren geht es uns auch darum, den Kids mitzugeben, dass sie zuneh- mend für ihr eigenes Handeln Verantwortung tragen und dass die Ressourcen endlich sind. Deswegen ist Upcycling immer Thema in allen Workshops. Wir arbeiten, wo es möglich ist, mit Produkten oder Rohstoffen, die schon da sind und zu etwas
Neuem werden. In den Nähworkshops werden zum Beispiel aus alten Kleidungsstücken neue Sachen genäht. Wir haben uns auch damit beschäftigt, wo unsere Kleidung herkommt und wie sie produziert wird.
In den Herbstferien 2018 waren die Ozeane Thema, und dass sie eine wichtige Lebensgrundlage für uns sind. Es fing damit an, dass wir am Rhein Plastikmüll gesammelt haben – und es war gigantisch viel! Wir haben überlegt, was wir damit machen können und sind auf die Idee gekommen, die Problematik des Mülls in den Ozeanen aufzugreifen. Im Keller des Jugendzent- rums haben wir dann über den gesamten Flur eine Unterwasser- landschaft aufgebaut: es wurden Fischschwärme und blühende oder abgestorbene Korallenriffe gebastelt und genäht, und alles war in tiefblaues Licht getaucht. Das ist total gut angekommen und hat bei den Kids ein neues Bewusstsein für das Thema ge- schaffen. In den Sommerferien 2022 ging es wieder um die Meere, wir haben eine große Unterführung in der Gemeinde mit Unterwasser-Graffiti gestaltet.
Screenshot links: Michael Müller während des Video-Interviews Bild rechts: Unterwasserprojekt der vhs Rhein-Pfalz-Kreis 2018, © Jugendkulturzentrum Limburger Hof
2018 – Gespräch mit Michael Müller, Jugendkulturzentrum Limburgerhof
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