Page 27 - Bildungslandschaften mit talentCAMPus entwickeln
P. 27
2021 – Gespräch mit Kerstin Dötzl, ehrenamtliche talentCAMPus-Mitarbeiterin
spielt und gemeinsam Musik gemacht. Dabei haben wir auch wiederholt, was die Kinder am Vormittag in der Sprachförde- rung gelernt haben, um es zu festigen. Sei es, sich mit Namen und Alter vorzustellen, die Adresse zu sagen oder andere praktische Dinge.
Du brauchst wahnsinnig viel Fingerspitzengefühl, um über- haupt an die Kinder ranzukommen. Wir mussten erstmal Ver- trauen aufbauen. Das war eine große Herausforderung. Aber ich liebe es, solche Herausforderungen anzunehmen. Wenn die Kinder dann Vertrauen gefasst haben und man macht et- was mit ihnen, das ihre Augen leuchten lässt, obwohl sie so viel Negatives erfahren haben, und wenn sie dann mit einem Lächeln nach Hause gehen ... Was wollen Sie mehr? Das ist das Schönste, was es gibt.
● Haben sich weitere Menschen ehrenamtlich bei dem talent- CAMPus engagiert?
Im Rahmen des talentCAMPus-Projekts war außer mir noch ein weiterer Ehrenamtlicher dabei, der mit den Kindern zum Beispiel Fußball gespielt hat. Die Schreibwarengeschäfte vor Ort haben Schreib-, Mal- und Bastelmaterial gespendet. Und dann hat sich der Elternbeirat der Schulen wahnsinnig stark engagiert, das war wirklich toll. Die unterschiedlichen Klassen haben Willkommenspakete für Kinder zusammengestellt und morgens ein tolles Frühstücksbuffet für die ukrainischen Fami- lien organisiert. Manche Eltern haben sich dafür sogar extra Urlaub genommen. Einige Familien haben auch ukrainische Kinder zum Spielen nach Hause eingeladen, und auch die ein- heimischen Kinder haben sich rührend gekümmert. Es gab zum Beispiel eine Art Patenschaftsmodell: Eine Klasse hat Schulranzen organisiert, eine andere besorgte Turnbeutel. Wenn ich darüber spreche, kommen mir manchmal noch die Tränen.
● Das war der erste talentCAMPus, bei dem Sie ehrenamtlich mitgearbeitet haben. Wie hat Ihnen das Konzept gefallen? Ich fand es super, das Lernen am Vormittag mit kreativen und Freizeit-Angeboten am Nachmittag zu verknüpfen. Ich würde mich immer wieder beteiligen. Obwohl ich es noch nach mei- nem normalen Arbeitstag gemacht habe, habe ich es nicht als anstrengend empfunden, sondern als sehr erfüllend.
Für mich persönlich war es wirklich eine große Ehre, mit diesen Kindern arbeiten zu dürfen. Wenn ich die Kinder jetzt manchmal wiedersehe, kann ich erkennen, dass sie Fuß gefasst haben und schon ein bisschen mehr ange- kommen sind.
Es ist schon schade, dass der talentCAMPus nach den fünf Wochen vorbei war, aber wir werden das fortsetzen. Denn wir als Team sind begeistert von dem Programm und wollen den Kin- dern und Jugendlichen auch weiterhin schöne Projekte anbieten.
Bild links: Kerstin Dötzl, © www.heidi-fotostudio.de
Bild oben: Kreativ-Ferien Sprach-Booster Deutsch und Kunst, © vhs im Norden des Landkreises München e. V
Bilder Mitte und unten: Produkte aus den Workshops, © Volks- hochschule Haar
25